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NEU: Assistive Technologie und Lernmaterialien

    Sammlung von Hilfsmitteln

    Unter  Hilfsmitteln verstehen wir hier insbesondere alle technischen Geräte und Tools, um barrierefreie Lernmaterialien entweder zu erstellen oder zu nutzen. Wir erheben keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit, insbesondere freuen wir uns immer, andere verfügbare Tools kennenzulernen und unsere Liste zu vervollständigen. Speziell bei Software, die nicht in gängigen Betriebssystemen wie Windows enthalten ist verlinken wir hier jeweils auf Produkt- oder Downloadseiten, falls sie bereits in Betriebssystemen mitgeliefert wurde auf Bedienungsanleitungen oder weiterführende Informationen des Herstellers.

    Hardware und analoge Hilfsmittel

    Bezeichnung

    Beschreibung

    Braillezeile

    Hardware, die eine Zeile von Brailleschrift ausgibt. Diese kann im Anschluss ertastet werden.

    Bildschirmlesegerät (BLG)

    Gerät, dass eine stark vergrößerte Version eines Objektes, z. B. einer Buchseite auf einem Bildschirm darstellt

    Tafelbildkamera

    am Arbeitsplatz einzusetzende Kameravorrichtung, die die vergrößerte Darstellung auf einer Tafel angeschriebener Inhalte auf einem Bildschirm ermöglicht, kann in einigen Fällen zudem ähnlich wie ein BLG genutzt werden

    Schwellpapier

    spezielles Papier, stellt gedruckte Inhalte auf dem Papier erhaben dar, erfordert zur Erzeugung spezifisch einen Schwelldrucker zum Aufquillen

    3D-gedruckte Modelle

    vor allem nützlich zur Veranschaulichung dreidimensionaler Strukturen z. B. in der Geometrie

    Tactonom-Reader

    Hardware, die mittels Fingerverfolgung und einer digital hinterlegten Beschreibung eine auditive Interaktion mit Schwellgrafiken ermöglicht

    tactile Grafikdisplays(Metec Hyperbraille, Orbit Research Graphiti, Monarch)

    zweidimensionales Display, auf welchem grafische Inhalte oder Brailleschrift durch eine Matrix aus pixelartigen, tastbaren Stiften taktil und dynamisch dargestellt werden können

    Microsoft Surface Studio 2+

    großes, speziell für die Nutzung durch Sehbehinderte geeignetes Tablet

    Heißkleberpistole

    kann vor allem durch Sehende bei der Assistenz blinder Personen zum schnellen, flexiblen Erstellen taktiler Zeichnungen genutzt werden

    Orcam

    an Brille zu befestigendes Smartkameratool, das Text vorlesen und auditive Umgebungsinformationen zurückgeben kann

    Klettoberflächen

    können in Kombination mit Filz oder Wollfäden genutzt werden, um temporär Formen ertastbar zu machen, z. B. in der Geometrie

    BrailleDoodle

    Magnettafel, die mittels hunderter ertastbarer Magnetkügelchen taktile Zeichnungen ermöglicht

     

    Software

    Alles zu Vergrößerung und Sprachausgaben

    Bezeichnung

    Beschreibung

    weiterführender Link

    Windows-Bildschirm-lupe

    in Windows integriertes Vergrößerungstool, kann durch gleichzeitiges Drücken von Windowstaste und + aktiviert werden

    https://support.microsoft.com/de-de/topic/einrichten-und-verwenden-der-bildschirmlupe-e1330ccd-8d5c-2b3c-d383-fd202808c71a

    Apple-Zoom

    integriertes Vergrößerungstool auf allen Apple-Systemen

    https://support.apple.com/de-de/guide/mac-help/mchl779716b8/mac

    ZoomText

    professionelle, kostenpflichtige Vergrößerungssoftware für Windows mit spezialisierten Features, je nach Version auch mit Sprachausgabe

    https://www.freedomsci.de/prod02.htm

    SuperNova

    professionelle, kostenpflichtige Vergrößerungssoftware für Windows mit spezialisierten Features und Sprachausgabe

    https://www.dolphin-de.de/produkte/dolphin/supernova-magnifier-screenreader/index.html

    Windows Narrator

    integrierte Sprachausgabe in Windows, kann mittels Strg + Windowstaste + Enter aktiviert werden

    https://support.microsoft.com/de-de/windows/vollst%C3%A4ndige-anleitung-f%C3%BCr-die-sprachausgabe-e4397a0d-ef4f-b386-d8ae-c172f109bdb1

    JAWS

    professionelle, kostenpflichtige Sprachausgabe für Windows

    https://www.freedomsci.de/prod01.htm

    NVDA

    kostenloser Open Source Screenreader für Windows

    https://www.nvaccess.org/download/

    Apple-VoiceOver

    auf allen Apple-systemen integrierte Sprachausgabe

    https://support.apple.com/de-de/guide/voiceover/welcome/mac

    Orca

    mit Linux kompatibler Open Source Screenreader

    https://help.gnome.org/users/orca/stable/introduction.html.en

    MathCAT

    NVDA-Addon zur intuitiven auditiven Umsetzung von mit MathML erstellten mathematischen Formeln

    https://addons.nvda-project.org/addons/MathCAT.en.html

    MathPlayer

    nicht mehr fortgeführtes NVDA-Addon zum Lesen von MathML-Formeln, welches allerdings aufgrund seiner deutschsprachigen Version als Übergangslösung bis zur vollständigen Übersetzung von MathCAT dienen kann

    https://mathplayer.software.informer.com/4.0/

    Access8Math

    NVDA-Addon, welches die Navigation in MathML-Formeln, Word-Editor-Formeln und die Umwandlung von LaTeX in HTML unterstützt

    https://addons.nvda-project.org/addons/access8math.en.html

    Aussprachewörterbücher für NVDA und JAWS

    in Sprachausgaben integrierte Möglichkeit zur Behebung von falschen oder nicht vorhandenen Aussprachen für Zeichen oder Zeichenketten, dienen einer intuitiveren auditiven Nutzung

    https://www.math4vip.de/inhalt/studierende/arbeitsmitel/kurzanleitung-zur-nutzung-der-aussprachewoerterbuecher/

     

    Rechner und digitale Grafendarstellung

    Bezeichnung

    Beschreibung

    weiterführender Link

    Arithmico Calc

    ein barrierefreier, wissenschaftlicher Taschenrechner

    https://arithmico.com/

    Termevaluator

    nicht mehr fortgeführtes barrierefreies Taschenrechnerprogramm, unterstützt die Erzeugung von Grafen

    https://www.werner-liese.de/31401.html

    Desmos

    Anwendung, die nach Eingabe von Funktionen einen hörbaren, navigierbaren Grafen erzeugt

    https://www.desmos.com/calculator?lang=de

     

    Formate mathematischer Inhalte

    Bezeichnung

    Vorteile

    Nachteile

    LaTeX-Code (.tex)

    editierbar, gut in andere Formate umwandelbar z. B. HTML oder PDF mit visuell gut strukturierten Formeln

    vor allem ohne Nutzung vereinfachender Aussprachewörterbücher unübersichtlich wegen zahlreicher Formatelemente und alternativer Darstellungsformen, nur sehr eingeschränkt strukturell navigierbar, da es sich um eine Zeichenkette handelt, Formeln oft uneindeutig ohne zeichenweise Navigation

    PseudoTex (in der Regel .docx)

    vereinfachtes LaTeX ohne Formatelemente und teils mit Vereinheitlichung alternativer Darstellungsformen, bessere Lesbarkeit, editierbar

    aufgrund der vorgenommenen Veränderungen teils schwerer in andere Formate konvertierbar, Formeln ohne Zeichenweise Navigation oft nicht eindeutig, nur eingeschränkt strukturell navigierbar

    MathML/HTML (.html)

    gut strukturell navigierbar mit wählbarer Schrittweite bzw. Navigationsebene

    erfordert ggf. Addons wie MathCAT für die Darstellung, nicht editierbar

    Word-Editor-Formeln/MathType (.docx)

    editierbar, strukturierte Darstellung, kann mit LaTeX-Kommandos erzeugt werden

    unintuitive Nutzung und Navigation, nur bedingt unterstützt und erfordert Addons wie Access8Math

    epub (.epub)

    barrierefrei, sofern Formeln mit HTML erzeugt werden, bietet in diesen Fällen alle Vorteile von HTML

    nicht barrierefrei für blinde User in Fällen, in denen Formeln mittels Grafiken dargestellt werden

    Vektorgrafiken (.svg)

    können durch gezielten Einsatz von Farben und Kontrasten gut zugänglich für sehbehinderte User sein

    nicht barrierefrei für blinde User

    PDF

    bei guter Umsetzung barrierearm bis barrierefrei nutzbar für User von Vergrößerungssoftware

    in der Regel nicht barrierefrei für blinde User

     

    Erzeugung, Konvertierung und Erkennung mathematischer Inhalte

    Bezeichnung

    Beschreibung

    weiterführender Link

    MathJax

    JavaScript-Bibliothek, die mathematische Notationen in HTML, MathML und SVG korrekt darstellt und formatiert.

    https://www.mathjax.org/

    LaTeXML

    konvertiert LaTex in XML/HTML/MathML

    https://math.nist.gov/~BMiller/LaTeXML/

    Pandoc

    Programm zur Konvertierung verschiedener dokumentbasierter Dateiformate ineinander

    https://pandoc.org/

    MathPix

    teils kostenpflichtiges, AI-basiertes Tool zur Digitalisierung und Konvertierung von mathematischen Texten und Formeln in verschiedene Formate, darunter LaTeX

    https://mathpix.com/

    ChatGPT

    kann ab GPT 4 als interaktive OCR zur Erkennung mathematischer Inhalte in andernfalls nicht zugänglichen Formaten genutzt werden

    https://chatgpt.com/

     

    Hilfreiche Plattformen

    Bezeichnung

    Beschreibung

    weiterführender Link

    Problind

    stellt eine kostenlose globale Datenbank für taktile Grafiken zur Verfügung

    https://www.problind.org/de/

    Augenbit

    Informationsplattform zur IT-Bildung blinder und sehbehinderter Menschen, die hierzu zahlreiche Ressourcen und Anleitungen zur Verfügung stellt

    https://www.augenbit.de/wiki/index.php?title=Mathematik

    Arch5iv

    stellt HTML-Versionen sämtlicher im Arxiv enthaltener wissenschaftlicherPapers zur Verfügung, Arxiv umfasst ca. 2,4 Millionen Publikationen

    https://ar5iv.labs.arxiv.org/

     


     

    Qualitätskriterien für Lernmaterialien

    Dieser Leitfaden gibt dir eine kompakte Checkliste und kurze Tests, mit denen du die Qualität von Kursmaterialien einschätzen und gezielt einfordern kannst. Im Mittelpunkt stehen Navigierbarkeit, zugängliche Formeln, klare Struktur, Alternativtexte und praxistaugliche Formate.

    Checkliste: Woran erkennst du gute Materialien?

    Eine klare Gliederung mit Überschriftenstruktur auf den Ebenen 1 bis 3 sollte vorhanden sein; ein Inhaltsverzeichnis kann zusätzlich helfen.

    Formeln müssen zugänglich sein: MathML, LaTeX-Quellen oder echte Word-Formeln sind geeignet; Formeln als Bilder nicht.

    Die Lesereihenfolge muss korrekt sein, damit der Screenreader keine Sprünge verursacht.

    Bilder und Grafiken brauchen sinnvolle Alt-Texte oder Hinweise auf taktile Alternativen.

    Tabellen müssen korrekt ausgezeichnet sein, mit Kopfzeilen und ohne verschachtelte Layouttabellen.

    Listen sollen echte Listen sein und nicht nur durch Einrückungen oder Bindestriche simuliert.

    Links brauchen sprechende Linktexte und eindeutige Dateinamen.

    Kontraste und Schriftgrößen müssen gut lesbar sein; Bedeutung darf nicht allein über Farbe vermittelt werden.

    Das Dateiformat sollte praxistauglich sein: bevorzugt HTML/MathML oder LaTeX; PDF nur, wenn korrekt getaggt und navigierbar.

    Medien wie Videos brauchen Untertitel, Audiodateien kurze Inhaltsangaben; Folien sollen Text enthalten und nicht nur aus Bildern bestehen.

    Schnelltest in 2 Minuten

    Springe mit dem Screenreader durch das Dokument. Werden Überschriften, Absätze und Listen korrekt angesagt?

    Steuere eine Beispiel-Formel an und prüfe, ob sie als Formel erkennbar und in Bestandteile zerlegbar ist.

    Prüfe ein Bild auf Alt-Text oder eine verlinkte Beschreibung.

    Prüfe eine Tabelle darauf, ob Kopfzeilen angekündigt werden und der Zellenbezug stimmt.

    Erweiterter Test in 10 Minuten

    Nutze die Überschriftennavigation und prüfe, ob Struktur und Reihenfolge stimmig sind.

    Teste Formeln intensiver: zwei komplexere Ausdrücke linear lesen und prüfen, ob Brüche, Klammern, Exponenten und Indizes stimmen.

    Prüfe PDFs auf Tagging: Absätze, Listen und Überschriften müssen ausgezeichnet sein; sonst solltest du Alternativformate anfordern.

    Vermeide Tabellen mit mehr als zwei Kopfspalten oder teile sie in mehrere einfache Tabellen auf.

    Blättere zwei Seiten frei durch und achte darauf, ob der Fokus springt; bei Problemen sollten Layout-Container reduziert oder HTML/LaTeX bevorzugt werden.

    Formatleitfaden für geeignete Medien

    HTML/MathML ist die erste Wahl für Formeln und Navigation.

    LaTeX-Quellen eignen sich sehr gut als Ausgangsformat und können direkt oder nach Umwandlung genutzt werden.

    Word mit echten Formeln funktioniert, wenn die Dateien konsequent gepflegt werden; ein Export nach HTML/MathML ist empfehlenswert.

    PDF sollte nur verwendet werden, wenn es korrekt getaggt ist und Formeln zugänglich sind; sonst brauchst du ein Alternativformat.

    Folien sollten editierbar sein (PPTX oder ODP). Reine Bildfolien sind ungeeignet und benötigen vollständige Alternativtexte.

    Typische Probleme und passende Lösungen

    Formeln als Bilder sollten ersetzt werden, idealerweise durch Quellen oder MathML; als Übergang kannst du Pseudo-LaTeX erzeugen.

    Ein ungetaggtes PDF erfordert OCR und Linearisierung; mittelfristig solltest du HTML oder LaTeX als Standard etablieren.

    Komplexe Tabellen solltest du in mehrere einfache Tabellen aufteilen und Kopfzeilen definieren.

    Bilder ohne Alt-Text müssen mit Kurzbeschreibung ergänzt werden; Diagramme brauchen taktile Alternativen.

    Links wie „hier“ müssen umgeschrieben werden; verwende klare Linktexte und eindeutige Dateinamen.

     


     

    Troubleshooting für Barrieren

    Dieser Leitfaden hilft dir, typische Barrieren schnell zu erkennen und mit praxistauglichen Schritten zu lösen. Jedes Thema enthält drei Ebenen: Sofortmaßnahme (60 Sekunden), Fix in 5 Minuten und eine nachhaltige Lösung, falls die Schnellschritte nicht ausreichen.

    Diagnose in 4 Schritten

    1: Problem benennen: Was genau funktioniert nicht?

    2: Kontext prüfen: Kursmaterial, Live-Lehre, Prüfung oder Tool/Technik?

    3: Schnelltest durchführen: Überschriftennavigation, eine Formel, ein Bild und eine Tabelle prüfen.

    4: Entscheiden: Quick Fix umsetzen und parallel nachhaltige Lösung anstoßen.

    Formeln als Bilder

    Sofort (60 Sekunden): anderen Browser oder Reader testen; prüfen, ob eine editierbare Version vorhanden ist.

    Fix in 5 Minuten: Erkennungsworkflow nutzen und Pseudo-LaTeX erzeugen.

    Nachhaltig: LaTeX-Quellen oder HTML/MathML anfordern; Qualitätskriterien etablieren.

    Formel-Aussprache inkonsistent

    Sofort (60 Sekunden): Wörterbuch oder Profil wechseln; kurzen Neustart durchführen.

    Fix in 5 Minuten: Schreibweisen vereinheitlichen oder auf lineare Lesefassung umstellen.

    Nachhaltig: Glossar pflegen und HTML/MathML als Standardformat vereinbaren.

    Fokus springt

    Sofort (60 Sekunden): Lesemodus wechseln; Zoom- oder Spaltenansicht anpassen.

    Fix in 5 Minuten: Dokument in HTML exportieren oder Reader mit korrekter Struktur verwenden.

    Nachhaltig: Materialien mit sauberer Überschriftenstruktur einfordern.

    PDF ungetaggt

    Sofort (60 Sekunden): prüfen, ob HTML- oder LaTeX-Variante existiert; sonst Fließtextmodus nutzen.

    Fix in 5 Minuten: OCR/Mathe-Erkennung ausführen; Pseudo-LaTeX erstellen.

    Nachhaltig: getaggte PDFs oder Alternativformate wie HTML/MathML vereinbaren.

    Scans oder eingebettete Bilder

    Sofort (60 Sekunden): Anzeige ändern; Alt-Text prüfen.

    Fix in 5 Minuten: Text per OCR extrahieren; Diagramme als taktile Vorlage anfordern.

    Nachhaltig: bildlastige PDFs vermeiden; Diagramme als taktile Alternativen bereitstellen.

    Live-Lehre und Tafel

    Tafelarbeit unzugänglich

    Sofort (60 Sekunden): Sitz- oder Kameraposition verbessern; Audioaufzeichnung starten, sofern erlaubt.

    Fix in 5 Minuten: Freigabe für Foto oder Audio anfragen; digitale Nachbereitung einfordern.

    Nachhaltig: regelmäßige digitale Bereitstellung in HTML/MathML; gegebenenfalls Vorlesekraft einplanen.

    unzugängliche Bildschirmfreigabe

    Sofort (60 Sekunden): Layout im Meeting-Tool ändern; Fokus stabilisieren.

    Fix in 5 Minuten: Chat für Textzusammenfassungen nutzen; Recording sichern, falls erlaubt.

    Nachhaltig: Kernpunkte im Chat oder als geteiltes Textdokument bereitstellen.

    Übungsblätter unzugänglich

    Sofort (60 Sekunden): einzelne Aufgabe per OCR oder Pseudo-LaTeX sichern.

    Fix in 5 Minuten: Quellen oder HTML-Version anfragen.

    Nachhaltig: feste Routine für zugängliche Übungsblätter etablieren.

    Assistenz fällt aus

    Sofort (60 Sekunden): Kurs- oder Tutoriumsgruppe ansprechen; Fachschaft oder Netzwerk kontaktieren.

    Fix in 5 Minuten: Ersatz über Servicestelle anfragen; kurzen Probelauf organisieren.

    Nachhaltig: Assistenzpool aufbauen; Rollen, Erreichbarkeit und Neutralität klären.

    Prüfungssoftware blockiert Screenreader

    Sofort (60 Sekunden): Offline-Profil starten; alternative Viewer testen, sofern zugelassen.

    Fix in 5 Minuten: Prüfungsleitung informieren und auf genehmigte Maßnahmen verweisen.

    Nachhaltig: frühzeitige Technikprobe; Alternativformate im Nachteilsausgleich festlegen.

    Formeln oder Grafiken am Prüfungstag unzugänglich

    Sofort (60 Sekunden): Aufsicht oder Assistenz informieren; taktile oder verbale Alternativen nutzen.

    Fix in 5 Minuten: Ersatzsatz der Aufgaben oder strukturierte Vorlesevariante anfordern.

    Nachhaltig: verbindlichen Vorabcheck vereinbaren; Aufgaben 3–5 Tage vorher prüfen lassen.

    Technik & Tools

    große Dateien verursachen Performanceprobleme während Prüfungen

    Sofort (60 Sekunden): Dokument in Abschnitte trennen; Ebenen reduzieren.

    Fix in 5 Minuten: in leichteres Format exportieren wie HTML oder EPUB.

    Nachhaltig: Materialien kapitelweise bereitstellen lassen; lange PDFs vermeiden.

    Versions- oder Kompatibilitätskonflikte während einer Prüfung

    Sofort (60 Sekunden): anderen Browser oder Reader testen; neu einloggen.

    Fix in 5 Minuten: lokale Versionen angleichen.

    Nachhaltig: Standardformate wie HTML, MathML oder LaTeX vereinbaren.

    Notfall-Checkliste am Prüfungstag

    Kontakt der Prüfungsleitung griffbereit.

    Ersatzgerät oder Ersatzassistenz einplanen.

    Offline-Profile und lokale Tool-Kopien bereithalten.

    Kurzer Funktionstest vor Beginn.

    Bestätigte Absprachen zu Zeitverlängerung, Raum und Formaten.

    Protokoll-Vorlage (für dein Logbuch)

    Datum und Kontext notieren.

    Problem kurz benennen.

    Quick Fix festhalten.

    Nachhaltige Lösung dokumentieren mit Zuständigkeit und Frist.

    Ergebnis ergänzen.

     


     

    Screenreader-Workflows

    Das Ziel dieser Seite ist es, dir wiederholbare und praxistaugliche Arbeitsabläufe für das Mathematikstudium mit Screenreader und Braillezeile bereitzustellen. Die Workflows decken die gängigsten Szenarien ab, reduzieren unnötiges Ausprobieren und verweisen auf Checklisten und Beispiele.

    Workflow 1: LaTeX, HTML und MathML lesen

    Du klärst, ob HTML/MathML oder LaTeX-Quellen vorliegen. Wenn nicht, fragst du bzgl. der Verfügbarkeit der Quellen bei den Lehrenden nach.

    Wenn LaTeX-Quellen vorhanden sind, wandelst du sie bevorzugt in HTML mit MathML um oder öffnest sie in einer Umgebung, die Formeln zugänglich rendert.

    Du prüfst im Browser die Navigation in Formeln: Struktur, Terme, Brüche, Indizes.

    Du testest mit Beispielmaterial eine Formel, zerlegst sie in Teil-Ausdrücke und prüfst die Brailleausgabe.

    Hinweise

    Inline-Bilder statt Formeln verhindern die Navigation; du fragst erneut nach Quellen oder konvertierst.

    Große Beweisblöcke gliederst du in Abschnitte, Zwischenüberschriften erleichtern die Navigation.

    Bei inkonsistenter Formel-Aussprache nutzt du Aussprachewörterbücher.

    Workflow 2: PDF, Erkennung und Pseudo-LaTeX

    Wenn nur ein PDF vorliegt und Formeln unzugänglich sind, nutzt du Texterkennung und Mathe-Erkennung und erzeugst daraus Pseudo-LaTeX.

    Du testest zunächst, ob das PDF getaggt ist und ob Überschriften und Formeln navigierbar sind.

    Ist das nicht der Fall, startest du die Texterkennung.

    Du korrigierst offensichtliche Erkennungsfehler und prüfst linear, ob Brüche, Exponenten und Indizes korrekt sind.

    Pseudo-LaTeX nutzt du für eigene Notizen oder als Ausgangsbasis und kannst es bei Bedarf an Lehrende zurückspiegeln, um Quellenformate zu erhalten.

    Bei Diagrammen und Grafiken klärst du früh, ob taktile Alternativen bereitgestellt werden können.

    Workflow 3: VS Code mit Screenreader

    Du definierst dein Ziel: kleine Rechenbeispiele, Skript-Auszüge oder eigene Notizen.

    Du wählst eine Umgebung wie Notebook oder reinen Textmodus mit konsistenter Tastaturbedienung.

    Du prüfst, ob mathematische Ausgaben strukturiert und vorlesbar sind; Formeln dürfen nicht nur als Bilder eingebettet sein.

    Du navigierst zeilenweise und nutzt Suchfunktionen für Variablen und Begriffe.

    Wenn Teile nicht lesbar sind, wählst du Alternativen wie Text, HTML/MathML oder Kommentare.

    Workflow 4: Audio-Trace in Desmos

    Du gibst die Funktion ein und legst Domäne, Raster und Intervall fest.

    Du aktivierst den Audio-Trace und navigierst entlang der x-Achse, erkennst Extremwerte, Nullstellen und Monotonie auditiv.

    Du notierst wesentliche Punkte und exportierst Werte bei Bedarf.

    Mehrere Funktionen spielst du getrennt ab.

    Für Prüfungen klärst du früh, ob Audio-Trace zugelassen ist; ansonsten nutzt du taktile Darstellungen.

    Workflow 5: Taktil-Workflow für Grafiken

    Du entscheidest dich zwischen Schwellpapier und 3D-Druck.

    Du erstellst Vorlagen mit klaren Konturen, reduzierter Beschriftung und eindeutigen Legenden; SVG eignet sich als Ausgangspunkt.

    Du prüfst die Qualität tastend und passt Parameter wie Linienstärken und Abstände an.

    Workflow 6: Prüfungs- und Offline-Workflow

    Du klärst im Voraus die Maßnahmen im Nachteilsausgleich: eigene Hardware, Formate, Zeitverlängerung, separater Raum, Vorlesekraft oder Diktat, Punktschriftmaschine oder Zeichentafel.

    Offline-Profile und benötigte Versionen müssen lokal verfügbar sein; Internet ist nur erlaubt, wenn ausdrücklich zugelassen.

    Im Probetermin prüfst du Raum, Stromversorgung, Navigierbarkeit, taktile Vorlagen und Assistenzabläufe.

    Du definierst Fallbacks wie Ersatzgerät, Ersatzassistenz, Papierausdruck oder alternative Formate.

    Mini-Cheatsheets

    A) Qualitätscheck Formate

    Struktur muss über Überschriften, Absätze und Listen navigierbar sein.

    Formeln müssen in MathML oder LaTeX vorliegen und dürfen nicht als Screenshots eingebettet sein.

    Grafiken brauchen Alternativtexte oder taktile Varianten.

    Links müssen sprechende Linktexte haben.

    B) Fallback-Matrix

    Formeln als Bilder → Quellen anfragen oder Pseudo-LaTeX.

    Ungetaggtes PDF → OCR/Erkennung und Linearisierung.

    MathML wird inkonsistent gelesen → anderen Browser testen oder Screenreader-Einstellungen prüfen.

    Word-Formeln nicht lesbar → Export nach HTML/MathML oder Pseudo-LaTeX.

    Diagramme unverständlich → taktile Vorlage oder Audio-Trace.


    Aussprachewörterbücher für NVDA und Jaws

    Die auf Math4VIP bereitgestellten Aussprachewörterbücher sollen einer besseren Nutzbarkeit und Verständlichkeit gelesener Inhalte dienen, können angesichts des LaTex- beziehungsweise PseudoTex-Formates aber nicht in allen Fällen eine komplett hörbare Erfassung der zugrunde liegenden Strukturen garantieren. Sie sind noch unvollständig und werden, ebenso wie diese Anleitung, weiter ergänzt. Daher ist dringend zu empfehlen, in jedem Fall die einzelnen Zeichen in den ursprünglichen Formeln zu überprüfen, um die Formel initial präzise zu verstehen.

    Die Aussprachewörterbücher sollen so gestaltet werden, dass sie einem in der alltäglichen Nutzung der Sprachausgabe nicht in die Quere kommen, aber manchmal müssen hier Kompromisseeingegangen werden. Beispielsweise werden Bindestriche als Minus ausgesprochen, wenn vor oder nach ihnen eine Zahl, ein x oder y steht.

    Editierung der Wörterbücher

    Falls einzelne Ersetzungen stören sollten können die Dateien mit einem Texteditor individuell angepasst werden. Die Ersetzungen sind Zeilen, die beliebig gelöscht, bearbeitet und durch weitere ergänzt werden können, die Syntax unterscheidet sich geringfügig zwischen NVDA und Jaws, bei NVDA ist sie für die einzelnen Einträge jeweils etwas kürzer. Im Grunde folgen beide in den jeweiligen Zeilen dem Aufbau

    ursprünglicher Ausdruck, Ersatzausdruck, dann weitere Werte, die angeben, ob weitere Faktoren berücksichtigt werden sollen, beispielsweise Groß- und Kleinschreibung.

    Hierbei sind die einzelnen Elemente der Einträge bei NVDA durch Tabs und bei Jaws durch Punkte getrennt.

    Die Priorisierung der Einträge erfolgt bei NVDA absteigend, wenn man also einen längeren Ausdruck wie \sum_{k=1}^n ersetzen und zusätzlich einen Ersatzeintrag für \sum_ haben möchte muss der längere Ausdruck weiter oben stehen, da sonst der kurze priorisiert und der Rest des längeren nicht mehr als zu ersetzend erkannt wird. Bei Jaws werden längere Ausdrücke automatisch priorisiert, deren Position in der Liste ist also egal und wird vom Programm außerdem selbstständig sortiert.

    Vor der Modifikation oder Installation der Wörterbücher können Backups sinnvoll sein, vor allem, wenn man bereits eigene Ersetzungen angelegt hat.

    Installation

    Man kann die Wörterbücher auf zwei Arten einbinden, 1. Man ersetzt die Dateien, sofern man selbst noch keine Ausspracheregeln vorgegeben hat, oder 2. und dies ist zum Erhalt vorhandener Einträge empfehlenswert, man kann die Dateien der vorhandenen Wörterbücher öffnen und den Inhalt der neuen Wörterbücher ganz oben einfügen. Bei NVDA stimmt die Priorisierung dann automatisch und Jaws sortiert wie erwähnt selbstständig.

    Die Dateien für die Aussprachewörterbücher findet man im Roaming-Ordner, also durch Drücken von Windowstaste+R und Eingabe von %appdata% in das sich öffnende Ausführen-Fenster.

    Für NVDA ist die Datei dann unter nvda/speechDicts/

    und für Jaws unter Freedom Scientific/Jaws/2023/Settings/Deu/

    zu finden. Die Jahreszeahl im Pfad variiert nach Jaws-Version.

    Bei NVDA heißt die Standarddatei dann default.dic und bei Jaws default.jdf

    Bekannte Probleme

    Die Rechtschreibprüfung in Word kann die Aussprache behindern, wenn beispielsweise LaTex-Ausdrücke als Rechtschreibfehler erkannt werden. Je nach Situation kann es sinnvoll sein, die Rechtschreibprüfung zu deaktivieren oder im Kontextmenü alle ignorieren bzw. zum (Word-)Wörterbuch hinzufügen auszuwählen.

     


     

    Fachleitfäden für Kernfächer der Mathematik

    Die Fachleitfäden zeigen dir typische Hürden und erprobte Lösungen in drei Kernfächern: Analysis, Lineare Algebra und Stochastik. Ziel ist, möglichst schnell das passende Werkzeug zu finden – etwa Matrizen taktil zu erfassen, Kurven auditiv nachzuverfolgen oder Beweise strukturiert zu lesen.

    Analysis

    Typische Hürden und Lösungen:

    Graphen und Funktionsverläufe sind schwer zugänglich. Nutze Audio‑Trace per Tastatur und taktile Funktionsgraphen mit markierten Extremstellen und Nullstellen.

    Epsilon‑Delta‑Argumente werden klarer, wenn du Beweise in nummerierte Schritte zerlegst, Quantoren deutlich machst und Standardfälle systematisch mit kontraintuitiven Beispielen vergleichst.

    Ableitungen und Integrale sollten in linear lesbarer Form vorliegen, zum Beispiel MathML oder LaTeX. Teilintegration und Substitution arbeitest du nummeriert durch und hältst Zwischenergebnisse fest.

    Stückweise definierte Funktionen erfassen sich leichter mit taktil getrennten Segmenten oder klar getrennten Audio‑Segmenten; nenne die Definitionsbereiche explizit.

    Reihen und Approximationen werden verständlicher, wenn du Konvergenz auditiv als Trend darstellst und Teil- und Restglied taktil unterscheidbar machst.

    Workflow: Kurven auditiv erfassen

    1) Funktion eingeben, sinnvolle x‑Range wählen und Schrittweite festlegen.

    2) Per Audio‑Trace entlang der x‑Achse navigieren; Wendepunkte, Extrema und Nullstellen notieren.

    3) Eine taktile Skizze auf Schwellpapier erstellen, mit Achsen und drei bis fünf markierten Punkten.

    4) Ein Kurzprotokoll verfassen: Monotonieintervalle, Krümmung, Besonderheiten.

    Beweise strukturiert lesen (Analysis)

    Gliedere jeden Beweis in Behauptung, Voraussetzungen, zu zeigende Aussage und nummerierte Schritte.

    Markiere Signalwörter wie „sei“, „dann“, „folglich“, „daher“, „Widerspruch“.

    Nummeriere Zwischenresultate und notiere Verweise auf Lemmata und Sätze.

    Prüfe am Ende, ob alle Schritte logisch zusammenpassen.

    MiniCheckliste (Analysis)

    Formeln als MathML oder LaTeX?

    Domains und Intervalle klar benannt?

    Audio‑Trace oder taktile Skizze vorhanden?

    Beweisschritte nummeriert?

    Lineare Algebra

    Typische Hürden und Lösungen:

    Matrizen und Tabellen sind oft unübersichtlich. Nutze taktile Raster mit klaren Abständen sowie Braille‑Zeilen- und Spaltenköpfe und arbeite zeilenweise.

    Im Gauss‑Verfahren sollte jede Operation ein eigener Schritt sein. Sichere Zwischenzustände durch Versionierung und beschreibe Pfeilnotationen textuell.

    Vektorräume und Basen erfasst du besser über Beispiele kleiner Dimensionen; Koordinatenwechsel in nummerierten Abbildungsschritten.

    Lineare Abbildungen werden verständlich, wenn du ihre Wirkung an Basisvektoren erklärst. Taktile Gitter und Parallelogramme helfen zusätzlich.

    Eigenwerte und Eigenvektoren lassen sich in kleinen 2×2‑ oder 3×3‑Fällen auditiv oder taktil durchspielen. Das charakteristische Polynom muss linear lesbar sein.

    Workflow: Matrizen taktil erfassen

    1) Matrixgröße und Reihenfolge (Zeilen/Spalten) klar nennen; Kopfzeilen als Braille oder Textlegende.

    2) Eine taktile Vorlage mit ausreichend Abstand nutzen; Einträge zeilenweise erfassen.

    3) Operationen protokollieren, zum Beispiel „R2 := R2 − k·R1“, und neue Zustände festhalten.

    4) Abschließend Rang, Lösungsmenge oder Pivot‑Positionen zusammenfassen.

    Beweise strukturiert lesen (Lineare Algebra)

    Begriffe wie Erzeugendensystem, Linearunabhängigkeit und Basis präzisieren.

    Beweisart festlegen: direkt, Widerspruch, Äquivalenz mit getrennten Richtungen.

    Bezug zu einfachen Beispielen kleiner Dimension herstellen.

    Am Ende prüfen, ob alle Implikationen belegt sind.

    MiniCheckliste (Lineare Algebra)

    Matrix oder Tabelle klar strukturiert?

    Operationen schrittweise dokumentiert?

    Notation einheitlich?

    Beweisschritte nummeriert?

    Stochastik

    Typische Hürden und Lösungen:

    Dichte- und Verteilungsfunktionen werden oft als Bilder dargestellt. Formeln sollten in MathML oder LaTeX stehen, Tabellen mit Kopfzeilen.

    Diagramme wie Histogramme oder Boxplots müssen verbal oder taktil zugänglich sein. Kenngrößen wie Mittelwert, Median und Quartile explizit notieren.

    Zufallsvariablen und Notationen wie E[X] oder Var(X) werden konsistent, wenn du feste Schreibweisen nutzt und ein kleines Aussprachewörterbuch anlegst. Lineare Eigenschaften stellst du als Regeln dar.

    Kombinatorik löst du klarer, wenn du Fälle trennst, Zwischenergebnisse nummerierst und Baumdiagramme verbal oder taktil durchgehst.

    Grenzwertsätze und Approximationen benötigen explizite Bedingungen; Normalapproximationen sollten als Regeltext mit Beispiel formuliert sein.

    Workflow: Tabellen und Diagramme zugänglich nutzen

    1) Tabellen mit Kopfzeilen und klaren Einheiten strukturieren; Zellenbezug prüfen.

    2) Diagramme in verbale oder taktile Form überführen: Achsen, Skalen, markante Punkte.

    3) Aufgaben stets systematisch lösen: Gegeben, Gesucht, Regel, Einsetzen, Ergebnis mit Einheit.

    4) Optional: Audio‑„Histogramm“ als auditiver Trend.

    Beweise und Argumente strukturiert lesen (Stochastik)

    Ereignisse und Zufallsvariablen klar benennen; Unabhängigkeit markieren.

    Gesetze wie Total Probability und Bayes getrennt als Schritte formulieren.

    Index- und Summationsbereiche vor dem Rechnen textlich festhalten.

    Interpretation und Einheiten am Ende prüfen.

    MiniCheckliste (Stochastik)

    Formeln und Tabellen navigierbar?

    Diagramme verbal oder taktil verfügbar?

    Regeln und Definitionen konsistent?

    Zwischenschritte nummeriert?


    Mathematikschriften

    Im Studium werdet ihr verschiedenen Mathematikschriften begegnen, die unterschiedlich zugänglich und bearbeitbar sind. Hier geben wir einen Überblick über die wichtigsten Formate und deren Barrierefreiheit.

    MathML (Mathematical Markup Language):

    MathML ist ein XML-basiertes Markup zur Darstellung mathematischer Formeln im Web. Es bietet eine gut strukturierte und navigierbare Darstellung für Screenreader, was blinden Studierenden ermöglicht, mathematische Elemente in logischer Reihenfolge erfassen zu lassen. Die Vorteile von MathML liegen im logisch strukturierten Aufbau, der eine präzise Navigation erlaubt. Für NVDA sind meist Zusatzmodule wie Access8Math oder MathCAT notwendig, um vollständige Unterstützung zu erhalten. JAWS kann MathML oft ohne zusätzliche Plugins lesen, wobei die Qualität von Version und Browser abhängt.

    MathJax:

    MathJax ist eine JavaScript-Bibliothek, die LaTeX, MathML und AsciiMath in zugängliche mathematische Notation auf Webseiten rendert. Es verbessert die Zugänglichkeit, indem es intern barrierefreundliche Strukturen erzeugt, die von vielen Screenreadern gut verarbeitet werden. Die Navigation entspricht dabei häufig der von MathML, kann aber je nach Browser und Screenreader leicht variieren.

    LaTeX:

    LaTeX ist ein weit verbreitetes Textsatzsystem zur Erstellung wissenschaftlicher Dokumente, besonders in der Mathematik. Für blinde Studierende ist es gut bearbeitbar, weil der Quelltext direkt zugänglich ist und eigene mathematische Inhalte leicht erstellt und geändert werden können. Die lineare Darstellung kann jedoch unübersichtlich sein.

    Ein häufiges Problem im Studium besteht darin, dass die üblichen, auf LaTeX basierenden PDF-Dateien selten barrierefrei sind. In solchen Fällen solltet ihr versuchen, euch den LaTeX-Source-Code geben zu lassen, da dieser in der Regel deutlich zugänglicher ist und eine eigenständige Navigation der Inhalte ermöglicht.

     


     

    Präsentationen

    Das Erstellen von Präsentationen ist für blinde Menschen häufig problematisch. Ursache ist die grafische Orientierung einer Präsentation. Elemente werden visuell platziert, eingefügt oder verschoben. Auch die von PowerPoint angebotenen Organigramme können blinde Personen nicht selbst erstellen.

    Dennoch kannst du inhaltlich und strukturell viele Arbeitsschritte beim Entwerfen und Erstellen einer Präsentation selbstständig bewältigen und benötigst anschließend nur geringe assistive Unterstützung. Eine sehende Person sollte die Präsentation abschließend hinsichtlich des grafischen Layouts korrigieren – ein Arbeitsschritt, der meist in wenigen Minuten erledigt ist und nur wenige Mausklicks benötigt.

    Für blinde Personen, die eine akademische Laufbahn einschlagen, ist es unvermeidlich, den Umgang mit Präsentationen zu lernen. Doch bereits in der Mittelstufe, später in der Ausbildung und in der Oberstufe gehören Präsentationen zum regulären Unterricht.

    Erstellen von Präsentationen

    Für die inhaltliche Arbeit im Vorfeld ist es wichtig, dass viele Screenreader mittlerweile bis zu einem gewissen Grad die Arbeit mit PowerPoint unterstützen. Du kannst zumindest Textfolien erstellen. Screenreader geben zum Beispiel Rückmeldung, wenn ein Objekt zu groß ist oder die Folie bereits zu viele Textzeilen enthält. Dennoch reichen diese Informationen nicht aus, um ein ansprechendes Layout sicherzustellen. Präsentationen müssen daher meist von sehenden Assistenzen visuell nachbearbeitet werden.

    Die Erstellung von Organigrammen mit PowerPoint ist für blinde Personen nicht möglich.

    Präsentationen bestehen meist aus Folien mit einer Überschrift und einer Aufzählung oder Liste von Elementen. In der Fußzeile stehen häufig Präsentationstitel, Autor, Foliennummer und Datum. Sowohl Kopf- als auch Fußzeile sowie die Platzierung von Logos sollten im Folienmaster festgelegt werden.

    PowerPoint

    Wenn du regelmäßig für ein Institut oder eine Firma präsentierst, solltest du mit einem Folienmaster arbeiten, den ein sehender Kollege erstellt hat. Auf einem Folienmaster werden alle Gestaltungselemente festgelegt: Logos, Schriftarten, Farben, Aufzählungsstile, Hintergrund, Fußzeilen. Für blinde Personen bietet ein einheitliches Layout Sicherheit und Wiedererkennbarkeit.

    Am Ende des Dokuments erfährst du, worauf du schon beim Erstellen des Masters achten solltest, damit Präsentationen möglichst barrierefrei werden.

    Wie dein Screenreader mit PowerPoint umgeht und welche Tastenkombinationen du brauchst, steht in der Dokumentation deines Screenreaders. Hier wird bewusst darauf verzichtet, damit der Text dauerhaft gültig bleibt.

    Erstellung von Präsentationen mit LaTeX

    LaTeX ist ein weltweit verbreitetes Textsatzsystem, besonders im wissenschaftlichen Bereich. Du arbeitest mit Textdateien, in denen du Überschriften und anders zu formatierende Elemente durch Befehle kennzeichnest. Das erzeugte Layout erfüllt hohe typografische Anforderungen, und der Formelsatz ist sehr ausgereift. Daher eignet sich LaTeX auch gut für Präsentationen.

    In vielen Ländern wird die von LaTeX genutzte mathematische Beschreibungssprache als Standardnotation für blinde Menschen eingesetzt.

    Zur Erstellung von Präsentationen werden vor allem die Pakete „Beamer“ und zur Ausgabe in PDF „PDFLaTeX“ verwendet. Beamer stellt Befehle zur Verfügung, um unterschiedliche Folientypen zu erzeugen. Auch hier kannst du Master nutzen.

    Viele Hochschulen geben Layoutvorgaben vor, die auch als LaTeX-Vorlagen bereitgestellt werden. Trotz der Fortschritte bei Screenreadern ist LaTeX häufig die barrierefreiere Lösung, erfordert aber mehr technisches Wissen.

    Spezielle Editoren wie Texniccenter erleichtern den Umgang mit der Syntax und sind gut zugänglich.

    Präsentationen mit Textverarbeitung

    Eine einfache, aber wenig elegante Möglichkeit ist der Einsatz eines Textverarbeitungsprogramms. Mit einer Dokumentvorlage, die groß genug dargestellt ist, um per Beamer lesbar zu sein, kannst du schnell Präsentationen erstellen, jedoch weniger professionell.

    Präsentation mit HTML-Dokument

    Wenn du HTML-Kenntnisse hast, kannst du Präsentationen auch als HTML erstellen. Einige blinde Personen nutzen diese Methode erfolgreich. Sie funktioniert plattformunabhängig im Browser, ist aber unter Sehenden wenig verbreitet.

    Präsentationstechniken und Hilfsmittel

    Die Kombination von Medien und Hilfsmitteln hängt von der Art und dem Zeitpunkt deiner Behinderung ab. Ein Patentrezept gibt es nicht, aber einige Orientierungspunkte.

    Braillevorlage und Presenter

    Eine gute Möglichkeit ist die Kombination aus Brailleausdruck und Presenter.

    Vorteile:

    Du bist beweglich und musst nicht am Laptop stehen.

    Du musst dich nicht über die Braillezeile beugen.

    Die Navigation lenkt dich nicht vom Sprechen ab.

    Geburtsblinde Menschen navigieren auf Papier oft schneller.

    Eine gebundene Vorlage kann gegen Nervosität helfen.

    Sehende empfinden diese Kombination als professionell.

    Headset und Presenter

    Hier ersetzt der Screenreader den Brailleausdruck. Die Inhalte werden per Headset ausgegeben. Du steuerst die Präsentation mit dem Presenter. Für Personen, die später erblindet sind, kann diese Methode angenehmer sein. Wichtig ist, die vorgelesenen Informationen als Foliennotizen zu hinterlegen.

    Karteikarten

    Für sehbehinderte Menschen ist es oft schwierig, die Projektion an der Wand zu erkennen. Karteikarten mit Stichpunkten können eine gute Lösung sein und wirken professionell.

    Ausdrucke für das Auditorium

    Nicht jede Präsentation muss technisch aufwendig sein. Ein Handout kann praktisch sein und ermöglicht Nähe zum Publikum, was dir hilft, Reaktionen besser wahrzunehmen.

    Interaktion mit dem Publikum

    Einige Tipps:

    Mache dich vorab mit Raum, Technik und Akustik vertraut.

    Sei frühzeitig vor Ort und baue in Ruhe auf.

    Begrüße dein Publikum und stelle dich vor.

    Geh bei Bedarf auf deine Behinderung ein und vereinbare akustische Signale.

    Nutze Sprechpausen für Rückmeldungen.

    Frage, ob die Folien gut sichtbar sind.

    Wenn du im Sitzen präsentieren musst, begründe es einfach.

    Umgang mit fremden Präsentationen

    Wie gut du mit fremden Präsentationen arbeiten kannst, hängt von deiner Behinderung, dem Format und dem Layout ab. Grafische Präsentationen oder solche mit Videos und Animationen sind für blinde Menschen oft nicht zugänglich und müssen aufbereitet werden.

    Bitte gegebenenfalls um alternative Dateiformate wie LaTeX-Quellcode. Wenn die Präsentation erst erstellt wird, kannst du Hinweise zur barrierefreien Gestaltung geben.

    Tipps zur barrierefreien Erstellung von Präsentationen

    Ganz barrierefrei werden Präsentationen nie sein, aber du kannst auch beim Erstellen viel verbessern, um dir und ggf. anderen Zuhörern mit Behinderungen den Zugang zu erleichtern:

    Trenne strikt Layout und Inhalt – alles Layoutbezogene gehört in den Folienmaster.

    Überschriften müssen als solche formatiert sein, nicht nur fett und größer.

    Beschrifte alle Bilder und Objekte.

    Achte auf gute Farbkontraste.

    Nutze bei Bedarf akustische Folienübergänge.

    Aufbau der Präsentation

    Im ersten Schritt wird die Präsentation gegliedert, in Themenbereiche geordnet und in Folien aufgeteilt. Eine Seite entspricht einer Folie. Folientitel werden als „Überschrift 1“ ausgezeichnet, Grafiken verbal beschrieben. Mindestens Schriftgröße 30 verhindert überfüllte Folien.

    Überführung nach PowerPoint

    Für blinde Personen ist dies ohne Assistenz nicht möglich. Überführe die Inhalte im Dialog mit der Assistenz. Leite ab, was in den Master gehört. Aktiviere akustische Folienwechsel.

    Erstellung der Braille-Vorlage

    Speichere die Präsentation in der Gliederungsansicht als RTF. So erhältst du eine Grundlage für die Braille-Version. Achte auf Formatierung, Markierungen für Folienwechsel, Notizen und Beschreibungen von Grafiken. Setze gegebenenfalls Zeitmarken für deine Vortragstechnik.

     


     

    Taktile Grafiken

    Dieser Leitfaden unterstützt dich dabei, passende taktile Darstellungen auszuwählen und zuverlässig zu produzieren. Er hilft dir zu entscheiden, ob Schwellpapier oder 3D-Druck sinnvoll ist, und enthält klare Parameter, Beispiele und Checklisten für die Qualitätssicherung. Ziel ist eine Darstellung, die schnell reproduzierbar und gut tastbar ist.

    Die Inhalte konzentrieren sich auf rein taktile Lösungen. Audiotaktile Formate können ebenfalls hilfreich sein, stehen hier aber nicht im Mittelpunkt. Die Auswahl zwischen Schwellpapier und 3D-Druck hängt davon ab, ob Linien, Flächen, Höhen oder Volumen im Vordergrund stehen.

    Entscheidungsbaum (textuell)

    Wenn es sich um flache Linien- oder Flächengrafiken handelt wie Funktionsgraphen, Vektorpfeile oder einfache Geometrie in 2D, eignet sich Schwellpapier.

    Wenn Höhen, Volumen oder komplexe Oberflächen wichtig sind wie Körper, Netze, Oberflächen oder mehrschichtige Strukturen, eignet sich 3D-Druck.

    Wenn du schnelle Herstellung in kleinen Stückzahlen brauchst, zum Beispiel für ein Übungsblatt, ist Schwellpapier sinnvoll.

    Wenn du robuste, wiederverwendbare Modelle benötigst, etwa für Tutorien, ist 3D-Druck geeignet.

    Wenn feine Beschriftung nötig ist, eignet sich meist eine separate Legende – insbesondere bei Schwellpapier.

    Schwellpapier – Quick-Guide

    Als Ausgangsformat nutzt du bevorzugt Vektordateien wie SVG oder AI, alternativ eine hochkontrastige Schwarz-Weiß-Bitmap.

    Du verwendest wenige, klare Konturen ohne Schraffuren und planst großzügige Abstände. Beschriftungen platzierst du außerhalb der Linien; längere Erklärungen kommen in eine separate Legende.

    Braille nutzt du nur sparsam direkt auf dem Bild, um Überfüllung zu vermeiden.

    Du erstellst einen Testausdruck, prüfst ihn tastend und passt Linienstärken und Abstände an.

    Du legst Vorlagen mit Versionsnummer im Downloadbereich ab, zum Beispiel graph-funktion-a1-v1.svg.

    Empfohlene Parameter

    Linien müssen deutlich tastbar sein.

    Abstände zwischen Linien sind mehrere Millimeter.

    Textgrößen sind großzügig.

    Kontraste im Ausgangsbild sind maximal, damit das Erhitzen zuverlässig gelingt.

    3D-Druck – Quick-Guide

    Du modellierst nur die relevanten Formen und lässt unnötige Feinheiten weg.

    Du wählst eine Skalierung, bei der kleinste tastbare Elemente vergrößert werden; leichte Überhöhungen in Z-Richtung verbessern die Wahrnehmbarkeit.

    Beschriftungen hältst du extern in einer Legende. Im Modell selbst nutzt du höchstens klare erhabene Markierungen wie Punkte, Linien oder Nummern.

    Du druckst zunächst ein kleines Teilmodell, prüfst es tastend und passt Parameter an, bevor du den finalen Druck startest.

    Du legst STL- oder 3MF-Dateien zusammen mit einer kurzen Taktilbeschreibung ab.

    Empfohlene Parameter

    Schichtdicken sind moderat, zum Beispiel 0,2–0,3 mm.

    Wandstärken sind großzügig, zum Beispiel über 1 mm.

    Abstände und Spalten bleiben mehrere Millimeter groß.

    Robuste, matte Kunststoffe sind besonders tastfreundlich.

    Beispiele

    Analysis: Funktionsgraph wie y = sin(x) als Schwellpapier mit klaren Achsen und wenigen markierten Punkten; optional eine Parabel mit Ableitung auf einem zweiten Blatt.

    Lineare Algebra oder Geometrie: Koordinatensystem mit zwei Vektoren und ihrer Summe als Schwellpapier.

    Geometrie 3D: Kegel oder Zylinder als 3D-Modelle, Schnittflächen als separate Modelle.

    Stochastik: einfache Verteilungen als tastbare Balkengrafiken; Werte stehen in einer Legende.

    Checkliste Produktion

    Du klärst das Ziel: Welche Information soll tastbar werden – Form, Lage oder Vergleich?

    Du wählst ein geeignetes Format: Schwellpapier für 2D-Linien und Flächen, 3D-Druck für Volumen oder Oberflächen.

    Du erstellst und versionierst die Vorlage.

    Du stellst ein Testexemplar her, prüfst es mit Nutzenden und dokumentierst Feedback.

    Du erstellst die finale Variante und legst sie im Downloadbereich ab.

    Checkliste Qualitätssicherung (tastbarer Test)

    Linien und Flächen müssen klar unterscheidbar sein.

    Legenden und Erklärungen müssen verständlich sein, ohne zu überfrachten.

    Zentrale Informationen müssen vollständig tastbar sein, auch ohne Sehrest.

    Modelle müssen robust sein und dürfen keine scharfen Kanten haben.

    Downloads müssen eindeutig benannt und mit kurzer Taktilbeschreibung versehen sein.

    Hinweise zu Sicherheit und Handhabung

    Bei Schwellpapier befolgst du die Geräteanleitung, vermeidest Hautkontakt mit erhitzten Flächen und lagerst Papier trocken.

    Bei 3D-Modellen entgratest du Kanten, achtest bei kleinen Teilen auf Verschluckungsgefahr und dokumentierst verwendete Materialien.